Jérôme Corbat, Verwaltungsangestellter bei der Gemeinde Delsberg, ist kein typischer User der Softwarelösungen, die von Virtual Computer AG entwickelt werden. Denn er ist sehbehindert. Sein Handicap hat er in einen Vorteil verwandelt, weil er sich persönlich für die Verbesserung von Computeranwendungen (insbesondere für Apple) – und seit einigen Monaten auch von unserer Zeitmanagementlösung vysual – einsetzt.
«Bei den IT-Lösungen sehe ich ein echtes Problem betreffend Sehbehinderte in der Schweiz», wirft Jérôme Corbat gleich zu Beginn ein; «alle Länder um uns herum hatten eine moralische Schuld den Sehbehinderten gegenüber, denn viele haben ihr Augenlicht auf den Kampffeldern im Zweiten Weltkrieg verloren. Für die Schweiz hingegen ist das nicht wirklich ein Thema.» Allerdings, so Corbat, sind die von Apple vorgeschlagenen Lösungen dank der auf den iPhones verfügbarer VoiceOver-Funktion inklusiv, insbesondere für Sehbehinderte. So werden die im Apple Store erhältlichen Anwendungen für Sehbehinderte problemlos anwendbar.
Vor noch gar nicht so langer Zeit war Jérôme Corbat beim Ein- und Ausstempeln am Arbeitsplatz auf seine Kollegen angewiesen. «Da die vysual-Stempelmaschine im oberen Stockwerk war, musste ich mich mühsam bis dorthin bewegen», erklärt er; «nun aber verwalte ich alles mit meinem Smartphone». Es gilt zu betonen: Die Gemeinde Delsberg war willens, ihm zu grösserer Autonomie zu verhelfen, und gab ihm grünes Licht, um sich direkt an Virtual Computer SA zu wenden, damit eine entsprechende Lösung erarbeitet würde, die seinen spezifischen Bedürfnissen entsprach.
Direkter Kontakt zwischen dem Entwickler und dem User
Um den Informationsaustausch zu erleichtern, wurde Julien Stalder, Entwickler bei Virtual Computer SA, zum bevorzugten Ansprechpartner von Jérôme Corbat: «Alles war anders nach dem ersten Kontakt mit Julien. Und ich glaube, er war überrascht, dass es eigentlich nicht viel brauchte, um vysual für Sehbehinderte ‘lesbar’ zu machen. Die nötigen Werkzeuge hat Apple.»
Konkret wurden verschiedene Verbesserungen vorgenommen. Einige Elemente der Benutzeroberfläche sind nun viel «visueller». «Erst wenn man versucht, sich in die Lage eines Sehbehinderten zu versetzen, merkt man, dass der Ansatz unlogisch ist», erklärt Julien Stalder. Neu ist zum Beispiel die Auswahl der Termine mit Hilfe eines Kalenders in Tabellenform. Um die vysual-Software anzupassen, hat sich der junge Entwickler mit den Besonderheiten von VoiceOver auseinandergesetzt; so konnte er entsprechende Lösungen finden, die die Anwendung leichter bedienbar machen. «Ich erkannte so auch, dass all unsere Seiten zu viele visuelle und redaktionelle Elemente enthielten. Eine Vereinfachung drängte sich auf. Denn das VoiceOver liest die vorhandenen Informationen ausgehend von der linken oberen Ecke des Bildschirms. Das muss man berücksichtigen.»
Ein weiteres konkretes Beispiel: Das «Gesehen»-Symbol ist zwar für eine sehende Person klar, denn es wird meistens als grüne V-förmige Markierung in einem quadratischen Ankreuzfeld dargestellt. Mit dem VoiceOver – und damit für einen blinden Menschen – sieht es ganz anders aus. Es war daher wichtig, dass die Tasten so kennzeichnet wurden, dass sie vom VoiceOver erkannt und lesbar waren. VoiceOver ist sehr leistungsfähig, da er sogar in der Lage ist, ein Bild detailliert zu beschreiben – vorausgesetzt, es lässt sich gut identifizieren. «Es mussten ziemlich viele Codeänderungen vorgenommen werden. Meiner Meinung nach sollte dies bereits in der Ausbildung gelehrt werden», zeigt sich Julien Stalder überzeugt; «es lohnt sich!»
Die Anpassungen für dieses Projekt wurden zwar für die Apple-Geräte vorgenommen; sie sind jedoch auch mit Android-Apps wie Talkback kompatibel. Und so ist nun die vysual Zeitmanagementlösung auch für Sehbehinderte, downloadbar über die zwei wichtigsten Apps-Plattformen, zugänglich.
Lesebeispiel mit VoiceOver (auf Französisch)
Umfassende Anwendung
In seinem täglichen Umgang mit vysual ist Jérôme Corbat nun zufrieden. «Ich glaube, dass ich vysual seit etwa einem Jahr fachkundig anwende. Vorher war die Anwendung nicht an meine Behinderung angepasst.» Dank der engen Zusammenarbeit der beiden Männer konnte die Anwendung für Sehbehinderte erheblich verbessert und damit ein erheblicher Mehrwert geschaffen werden.
«Dank den Änderungen kann ich Vysual vollumfänglicher nutzen. Dies ist auch ein Beweis, wie kompetent und anpassungsfähig Virtual Computer AG ist, insbesondere dank der Arbeit von Julien», sagt Jérôme Corbat dankbar zum Abschluss.
Die beiden Partner tauschen sich weiterhin regelmässig zu diesem Thema aus, um weitere Verbesserungen vorzunehmen und damit die Funktionsweise der Anwendung zu optimieren. Dies ist ein vorbildlicher Ansatz, der bei allen Softwareentwicklern gefördert werden sollte.